Die Veltliner Ortschaft Tirano ist Ausgangspunkt der landschaftlich reizvollen Bernina Bahn. Auf dieser historischen Ansichtskarte befindet sich der Bahnhof in seinem ursprünglichen Zustand. Rechts ist das Aufnahmegebäude der italienischen Bahn, dasjenige der Bernina Bahn wird erst 1927 gebaut, obwohl die Strecke nach Poschiavo bereits seit 1908 in Betrieb ist. Neben dem überdachten Perron wartet der BCFe4 No 21 auf die Abfahrt in Richtung Puschlav.
Nach Verlassen des Bahnhofs
führt das Gleis auf die Berg-
seite der "Viale Vittoria Ema-nuele", welche als grosszügige Allee angelegt ist.. Ein Trieb-wagen fährt mit zwei Güter-wagen nordwärts. Im Flucht-punkt der Karte befindet sich die Kirche Madonna di Tirano.
…und hier, in Italien, darf ein Strommasten auch mal krumm sein.
Die Kirche ist passiert und die Bernina Bahn schwenkt in die Via Elvezia ein, wo der Trieb-wagen an der Haltestelle "Do-gana die Madonna" hält. Das Gebäude auf der linken Seite, die ehemalige italienische Zoll-kontrolle, steht immer noch und der Zug fährt auch heute analog einer Strassenbahn in-mitten des Verkehrs.
Nach wenigen Kilometern und 110 Höhenmetern erreicht die Linie den Grenzort Campoco-logno. Links oberhalb des Dor-fes ist der Streckenverlauf zu sehen. Campocologno erhält eine
gewisse Berühmtheit durch das von 1904 bis 1907 errichtete Wasserkraftwerk. Es weist das am höchsten genutzte Gefälle weltweit aus und zieht deshalb technisch Interessierte aus aller Welt an.
Ausschnitt aus der obigen Karte: Neben den beiden Wärtern ist eine Grenzbarriere montiert.
Sobald der letzte Zug diese Stelle passiert hat, wird die Strecke "dichtgemacht". Eine Grenze ist schliesslich eine Grenze!
Gut erkennbar ist die einfache Gleisanlage und der Bahnhof. Rechts befindet sich die katho-lische Kirche, welche von 1910 - 1914 gebaut wurde. Sie do-miniert die übrigen Häuser und auch das Bahnhofgebäude. Mit fünfhundert Metern Höhe ist Campocologno das tiefstgelegen-ste Dorf im Puschlav.
Ursprünglich ist für das Dorf nur eine kleine Haltestelle vor-gesehen. Mit dem Errichten des Kraftwerks entscheidet sich die BB jedoch für einen grösseren und vollumfänglichen Bahnhof. Ausserdem verlangt die eidge-nössische Zollverwaltung von der Berninabahn, für die zoll- und grenzpolizeilichen Angelen-heiten, hier eine Station zu errichten..
Eine einmalige Aufnahme ist diese Ansicht des Triebwagens BCe 4/4 No. 2. Begleitet wird er von fröhlicher Gesellschaft, welche den Ausflug in der III. Klasse geniessen. Die Karte ist mit "Saluti da Campocologno". angeschrieben. Der BCe4 steht
jedoch in Brusio und wird in Richtung Tirano weiterfahren. Als Merkmal gilt: 1. Klasse Abteil (damals die 2. Klasse) ist immer südlich gegen Tirano ausgerichtet.
Und schon bald erscheint das von der Ästhetik her eigentli-che Wahrzeichen der Bernina Bahn, der aussergewöhnliche Kreisviadukt von Brusio. Man könnte sagen: London hat den Big Ben, Rom das Kolosseum, Paris den Eiffelturm, Brusio
den Viadukt. Der ist kleiner, aber umso feiner. Sehr schön coloriert sind die Weinreben-Terrassen und die Schneeberge des Berninamassivs.
Der Viadukt wird am 1. Juli 1908 eingeweiht und ist einge-bettet in schönster Kastanien-bäume Die Karte stammt aus den ersten Betriebsjahren, 21 Tage nach der Eröffnung, am 22. Juli 1908, findet sie ihren Weg nach Wetzikon. Bei genau-erem Betrachten fällt auf, dass beim Triebwagen die Lyrabügel
nicht in die gleiche Richtung zeigen. Hr. Sidney hat da ein
wenig retouchiert.
Eine klassische Komposition schraubt" sich hoch. Durch den Brückenbogen ist der Kirchturm von Brusio sichtbar. Es ist die am meisten erwerbbare Karte des Kehrviadukts und es gibt sie in Farbe, Braunstich, mit und ohne Beschriftung etc. Sie ist professionell fotographiert;
so ca. um 1912.
Der Viadukt in der Gesamt-
Ansicht; Gut sichtbar ist hier die linke Bergflanke sowie das Bergsturzgebiet mit seinen ein-drücklichen Felsbrocken. Immer wieder stürzten solche auf das Trassee. Deshalb baut die BB einen parallel zum Berg ver-laufenden Bahndamm, so dass die Züge sicher an der gefähr-
lichen Passage vorbeifahren können.
Vielen Dank an Signor Riser. Er hat einige schöne Ansichtskarten photographiert. Unterhalb von Meschina erwischt er bei schönster Beleuchtung den Motorwagen No 4 beim erstmaligen Ueberqueren der Puschlaver Talseite.. Dahinter leuchten der Kirchturm und das Ristorante Bernina von Miralago.