Simon Tanner Samaden
Simon Tanner Samaden

Der Bau des Albulatunnel ist eine Meisterleistung. Das Zusammentreffen der beiden Tunnelstollen mit einer Abweichung von wenigen Zentimetern zeigt die erstklassige Arbeit der damaligen Ingenieure. Wie die Mineure mit Pickel und Schaufel den Tunnel ausheben, ist heute kaum noch vorstellbar. 

Ant. Reinhard Chur
Ant. Reinhard Chur

Bereits um 1898 beginnt das Unternehmen Ronchi Carlotti mit dem Tunnel- bau. Der Ausbruch geht  nur mühsam voran, das Terrain ist schwierig und die Arbeit sehr gefährlich.

Ständige Wassereinbrüche bei der Rauwacke Gesteins formation treibt die Bau-firma in den Ruin. 1901  übernimmt die Rhätische Bahn schlussendlich alle Bauarbeiten.

 

Die sind die wahren Helden, die Gastarbeiter aus Italien

Verlag Alterocca Terni Italien, gestempelt 25. Juni 1905
Verlag Alterocca Terni Italien, gestempelt 25. Juni 1905

Das Projekt bringt Leben

in das verträumte Preda. Wo einst eine Alpterrasse mit schönen Matten war, steht nun ein Baracken-dorf mit vielen Menschen.

Sechshundert Gastarbeiter sind in Preda stationiert. Auch an den Kehrtunnels und Viadukten unterhalb wird fleissig gebaut. Der Verlag Alterocca Terni widmet diese Karte seinen italienischen Landsleuten. 

Engadin Press Co.
Engadin Press Co.

Im Mai 1902 gelingt der Durchschlag der beiden Richtstollen, 3030m vom Nord- und 2835m vom Südportal entfernt. Der

Tunnel wird ausgemauert und der Oberbau fertig-gestellt. Nun können die

Züge für den Strecken-bau Spinas - Samaden den Tunnel durchfahren.

Das Südportal in Spinas trägt noch den Schmuck von der Einweihungsfeier.

Buchdruckerei A. Roth, Thusis
Buchdruckerei A. Roth, Thusis

Die besseren Unterkünfte

sind den Ingenieuren und Vorarbeitern vorenthalten, die meisten Tunnelarbeiter

wohnen in Baracken. Es mussten auch Magazine, Werkstätte, Bauten für Verpflegung der Arbeiter, Badehäuser, Aufenthalts-räume, Schulen, Poststelle etc gebaut werden. Beid-seits des Tunnels entsteht

je eine provisorische Sied-lung für mehrere hundert Bewohner. 


Aber: Die Bedingungen sind prekär. Bei Kälte und Nässe ist das Leben in den einfachen Unterkünften hart, das Arbeiten im Tunnel Knochenarbeit. Dies wird auch von diversen Medien kritisiert. 

Verlag A. Reinhardt Chur, gestempelt 30. Mai 1906
Verlag A. Reinhardt Chur, gestempelt 30. Mai 1906

Das ist die bekannteste 

Ansichtskarte der Durch-

schlagstelle vom 29. Mai 1902. Vorne rechts steht ein Theodolit, welcher für die Vermessungen behilf-lich ist. Dahinter stehen die Ingenieure Bevilaqua und Lienhard, links vor dem Durchstich sitzt der 

Sektionsgeometer Graf.

Obwohl das Licht diffus ist, gelingt A. Reinhard  eine gut belichtete Auf-nahme.

Die Ingenieure dürfen stolz sein, denn anhand ihren Messungen treffen sich die beiden Tunnelstollen am richtigen Ort auf gleicher Höhe.  

R. Cloetta Preda, Verlag Simon Tanner Samedan, gestempelt 28. Juni 1904
R. Cloetta Preda, Verlag Simon Tanner Samedan, gestempelt 28. Juni 1904

Die Gestaltung und die schöne Handschrift machen diese seltene Ansichtskarte attraktiv. Gruppen von Arbeitern posieren vor zwei der grösseren Gebäuden als auch vor dem fertig gemauerten Tunnelbogen. Mir persönlich gefallen die künstlerisch gestalteten Simon Tanner Karten immer wieder besonders gut.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Arbeiten am Tunnelportal 

Simon Tanner weiss, dass die Eisenbahn schon bald den Kutschenverkehr ab-lösen wird und hält als Erinnerung diese Szenerie fotographisch fest. Nicht nur die Postillions müssen sich neu orientieren, auch die Hospiz Gaststätte wird es hart treffen. Die Karte stempelt der Bergüner Post

halter am 08. Juni 1903 ab. Neunzehn Tage später 

fährt der erste offizielle

Zug durch den Tunnel.


Seit 1865 überqueren die Postkutschen den Albula-pass. Auf dem Kulm wird angehalten, damit sich die Reisenden und Pferde eine  Weile erholen können. Für die 40 Kilometer von Chur nach St. Moritz benötigt die Kutsche 14 Stunden.  

Simon Tanner Samaden, gestempelt am 08. Juni 1903
Simon Tanner Samaden, gestempelt am 08. Juni 1903

Eine friedliche Stimmung scheint mir auf Reinhardts

Karte Nummer 29 zu sein Einige Gastarbeiter posen für die Aufnahme in der

abendlichen Sonne. Bereits montiert ist das Stations-schild "Preda" und auch 

das Schutzdach für den Bahnhofvorstand steht. Im Hintergrund überwachen 

die markanten "Giumels" 

die Terrasse von Preda.

Verlag Ant Reinhardt, Chur
Verlag Ant Reinhardt, Chur

Engadin Press Co. Verl.
Engadin Press Co. Verl.

Die Engadin Press schaut vorbei und interessiert sich

für die aktuelle Situation. Seitlich oberhalb des Por-tals nimmt der Fotograph

ein schön belichtetes Bild

von der Station und dem Mount Rugnux auf. Schon bald baut die Rhätische Bahn die Gebäude zurück und nebst ein paar alten Bildern bleibt nicht mehr viel aus dieser Zeit übrig. 

 

Rechts im Bild sind die Loren und Gleise der Stollenbahn in Richtung Hotel Kulm zu erkennen. Es fehlen der Station die Geleise, Weichen und Signale.

Nun sind wir vor dem fertig gemauerten Tunnelportal in Spinas. Es ist ein tolles Bild mit einigen Persönlichkeiten. Besonders interessant finde ich die beiden Brandtsche Bohrmaschinen, die mit einem Wasser-druck von bis zu 100 bar Sprenglöcher

in den Fels bohren, falls es die Geologie zulässt. Die notwendige Wasserkraft dazu liefert auf der Nordseite der Palpuognasee in Spinas der Fluss Beverin.   

 

 

 

Simon Tanner, gestempelt 13. August 1902
Simon Tanner, gestempelt 13. August 1902

Verlag Hunkeler Phot. Bergün, gestempelt 15. Juli 1912
Verlag Hunkeler Phot. Bergün, gestempelt 15. Juli 1912

Nach der Eröffnung der Albulabahn am 27. Juni 1903 sind die Baracken verschwunden und mit ihnen die Betriebsamkeit der Baustelle. Das Hotel Preda Kulm hat wieder seine Ruhe. Aber im Juni

2014 startete das Projekt des neuen Albulatunnels, welches im Jahr 2026 abgeschlossen sein sollte. 

Einmal mehr verwandelt sich der Weiler in eine lärmige Grossbaustelle.

Verlag Rathe-Fehlmann Basel, gestempelt 06. Oktober 1908
Verlag Rathe-Fehlmann Basel, gestempelt 06. Oktober 1908

Jetzt fährt die Rhätische Bahn durch den Tunnel. Die Güter sind ausgeladen, die wenigen Reisende ein- und ausgestiegen uns so kann die dampfende Lokomotive den Zug munter ins Engadin ziehen.